Themenparks und Erlebniswelten

DANFOSS UNIVERSE – Dänemarks neuer Erlebnispark

H. Jürgen Kagelmann, Martina Guthmann

Unweit der deutschen Grenze, von Kiel, Lübeck, Hamburg und Bremen bequem als Tagesausflug erreichbar, liegt Südostjütland. Parkfans kennen vielleicht das Sommerland-Syd in Südjütland, aber bestimmt die Mutter aller Kinderparks, das Legoland in Billund, etwas weiter nördlich gelegen. Jetzt gibt es dort eine neue Attraktion, einen einzigartigen Edutainment-Freizeitpark – „Danfoss Universe“.

Warum gerade hier? Im Norden der Halbinsel Als, nahe beim Städtchen Nordborg, existiert eine Fabrik, die außerhalb Dänemarks vermutlich nur Eingeweihten bekannt ist. Begründet von Mads Clausen vor genau 100 Jahren, fertigt man hier Kühlaggregate, Thermostate und ähnlich unverzichtbare Dinge für das tägliche Leben und verkauft sie weltweit mit so großem Erfolg, dass die Firma sich – im Rahmen einer Stiftung – ein bemerkenswertes Engagement im sozialen Bereich leisten kann. Die jetzigen Besitzer Annette Clausen und Jørgen Mads Clausen hatten schon seit langem die Idee, einen Wissens- oder Wissenschaftspark zu bauen. Darin sollte Begeisterung an Technik, Physik und Naturphänomenen durch das unmittelbare Erleben und Begreifen bei Groß und Klein geweckt werden; unabhängig von naturwissen¬schaftlicher Begabung oder Vorkenntnissen sollte einzig die Neugier gefordert werden.

Nicht erst seit der Pisa-Studie weiss man, dass es Not tut, schon den Kleinsten auf adäquate Weise etwas von der Faszination von Physik, Chemie, Technik zu vermitteln, um später grundlegendes Verständnis für das Wie, Warum und Wozu von technischen Vorgängen und naturwissenschaftlichen Prinzipien zu erreichen. Diese Idee läuft seit einigen Jahren in vielen europäischen Ländern und Nordamerika unter der Bezeichnung „Science Museum“ nach dem sog. „hands-on-Prinzip“. Ein bekanntes deutsches Beispiel ist z.B. das Universum Science Center in Bremen. Jedes dieser Museen hat eine andere ‚Handschrift’ und bestimmte Akzente: so hat auch das Danfoss Universe hat unter den über 150 z.T. weltweit einzigartigen Exponate einige herausragende Attraktionen.

Der 400 Hektar große Park, im Mai 2005 eröffnet, wirkt schon auf den ersten Blick erfrischend, überhaupt nicht langweilig. Schon von weitem zieht er die Aufmerksamkeit von Besuchern auf sich, denn ihnen leuchtet – über die unverbaute Landschaft sichtbar – das Wahrzeichen von Danfoss Universe entgegen, der gigantische, 23m hohe „Blaue Würfel“. Diesen BLUE CUBE haben die cleveren Parkgestalter (Entwicklung/Gestaltung: die Hamburger Agentur Kunstraum und die Bremer Firma Petri & Tiemann) vom Island-Pavillon auf der Expo 2000 übernommen. Er ist das Sinnbild für die Naturgewalten, die es zu beobachten, verstehen, beherrschen gilt.

Hat man das in Leichtkonstruktion gehaltene Empfangsgebäude passiert und ist vom ausgezeichnet geschulten, ausgesprochen freundlichem Personal – auch in Deutsch – begrüßt worden, wird man sich automatisch diesem rätselhaften blauen Kubus nähern. Innen ist es sehr dunkel, damit der Besucher ohne Ablenkung etwas über Vulkanausbrüche, Geysire (täuschend echt simuliert in Minutenabständen), Gewitter und Erdbeben erfahren, das Gletscherkalben in einer Simulation im kalten, windigen Eistunnel erleben kann. Oder in der Vulkankammer beim Betreten von wackligen Gesteinen spüren kann, wie die Erde unter ihm bebt. Oder im Simulator lernen, wie Blitze durch Hitze, Wärme und Bewegung entstehen. Auffallend ist die bewusste Kargheit der Informationen, der Verzicht auf überfordernde „kluge“ Texte. Hier wird nur das zum Begreifen Notwendigste präsentiert.

Neben dem Kubus, an dessen Seiten stetig Wasser entlang herunter fließt, das bei windigem Wetter zu herrlichen Wasser-Kapriolen führt, liegt ein künstlicher See mit Namen Eureka (griechisch für: Ich hab’s gefunden) mit den „Water Works“ - ein Wasserspielplatz für groß und klein, aber was für einer! Hier kann man an Pumpen, Schleusen, Wasserkanonen spielerisch die Gesetze der Wasserkraft und Hydraulik (Zentrifugalkraft, Mühlenkraft, Wasserdruck, Wasserpegel) erfahren; manche Familien bleiben hier über eine halbe Stunde, nur um immer wieder zu „spielen“. Originell z.B. das „Fischfußball“-Spiel: Kraken und Wasserschlangen werden mit einem Wasserstrahl per Knopfdruck ins gegnerische Tor geschossen.

Es folgen drei Pavillons, in denen der „Logik der Technologie“ nachgegangen wird: in „Moving Parts“ geht es um mechanische Bewegung, Beschleunigung und Elektromotoren. U.a. hat es hier ein Schlagzeug, das man mit Hilfe einer Stiftwalze programmieren kann. Im „Big Wheel“ setzen die Besucher eine Kugelbahn in Gang, indem sie wie die Hamster im Rad laufen. In „Thermolab“ werden Kühl- und Wärmesysteme behandelt. Die Besucher erleben in „Deep Freeze“ und „Hot Spot“ extreme Temperaturen und können sogar eine kleine Eisrutsche heruntersausen.

In „Fluid Power“ ist das zentrale Thema die Hydraulik; in einer kleinen Arena treten die Besucher mittels ferngesteuerter hydraulischer Modellbaumaschinen gegeneinander bei der „Baggerolympiade“ an. Und wer dann selber etwas „Grosses“ machen will, der darf quasi den einzigen „Ride“ in diesem Park unternehmen – nämlich einen echten Bagger ausprobieren und Sand schaufeln (- übrigens eine absolut nicht leichte Angelegenheit, die sehr gute Koordination erfordert ..)

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Hochinteressante, einmal nicht die üblichen Attraktionen bietet das „Explorama – der kreative Mensch“, das sich in einer alten, renovierten Fabrikhalle befindet. Auf relativ kleinem Raum ermöglicht es einen vielseitigen Einblick in die Humanwissenschaften: Aufbauend auf der bekannten Intelligenztheorie des großen Psychologen Howard Gardner, lernt man hier spielerisch und höchst unterhaltsam etwas über menschliche Angst und Angstüberwindung, über Imagination, und sogar über den „sechsten Sinn“. Mit Unterstützung eines ausgeklügelten Computerprogrammes lässt sich auch die telepathische Begabung der sich dem Test unterziehenden Besucher nachweisen. Willenskraftspiele zwischen zwei Kontrahenten werden über einen über Gehirnwellen gesteuerten Mind-Ball verdeutlicht. Seine Sprachbegabung kann man über das phonetische Nachsprechen von Originalsätzen aus Sprachen verschiedenen etymologischen Ursprungs testen. Geschicklichkeitstraining, Stressstabilität, Mut, Musikalität etc. sind weitere von insgesamt 50 Themen.

Danfoss Universe ist ein wirklich gelungener Edutainment-Park, in dem man sich ohne weiteres einen Tag vergnügen kann – egal, welche Kapriolen das Wetter spielt. Denn es gibt – zum Beispiel für Kinder, die in der Gegend Urlaub machen, auch geleitete Workshops und Trainings, mit denen sie zu immer neuem Experimentieren und darüber Nachdenken eingeladen werden. Hier gibt es keine Hektik, aber auch keine Langeweile. Und die Zielgruppen, die hier angesprochen werden sollen, Familien mit Kindern, Schulklassen, Studenten, werden sich hier sehr wohl fühlen. Gute 5, 6 Stunden kann man sich aufhalten. Man hofft im Park auf 160.000 Besucher pro Jahr.

Für die Zukunft plant Danfoss ein „Fab Lab“, wo der Besucher etwas am Computer gestaltet, um es sofort „auszudrucken“: aber nicht auf einem Stück Papier, sondern in Form einer dreidimensionalen Plastik. Ein weiterer Grund, den einzigen Erlebnispark Dänemarks einmal aufzusuchen.

Adresse: Danfoss Universe, Mads Patent Vej 1, DK 6430 Nordborg. Tel. 0045-74887488; www.danfossuniverse.com. Eintritt: Kinder 4-6 Jahre 13, andere und Erwachsene 15 Euro (im Sommer, dann geöffnet von 10-18 Uhr, 2006 ab 1. April), bzw. 7 bzw. 9 Euro (im Winter, nur Museum und Explorama geöffnet von 10-17 Uhr)

DANHOSTEL Wer in der Nähe übernachten will, kann und sollte dies im „Danhostel Vollerup“ Sonderborg tun, eine angenehme und für Familien sehr zu empfehlende preiswerte Mischung aus Jugendherberge und Ferienhaus, die bei den Dänen sehr beliebt ist.

Dies ist so etwas wie die Urmutter der dänischen Jugendherbergen, den Danhostels, die ja mehr als nur Herbergen sind, sondern häufig Hotelqualität haben. Das Danhostel Vollerup Vandrerhjem bei Sondeborg auf der Halbinsel Als feierte 2005 sein 75jähriges Jubiläum. Hervorgegangen aus einer Mädchenschule ist es jetzt ein veritables Ferienzentrum mit zehn neugebauten Familienferienhäusern und einigen einzigartigen Angeboten. Unterkunft von einfach bis komfortabel, Spielplatz hier, Zoo dort, gemütliche Stube und Leseecke, Internetecke und das Meer in unmittelbarer Nähe, und herzlichen Gasteltern.

Das Ursprungshaus ist schon fast ein Museum für sich, aber hier kann man richtig wohnen wie in alten Zeiten. Der Park der Herberge ist ein Paradies für Kinder: In jeder Ecke sind wieder andere Tiere zu bestaunen: ekuadorianische Nasenbären, Hängebauchschweine, Streicheltiere, Chinchillas, Nymphensittiche, Hasen usf. Und so kann man hier einen gemütlichen ruhigen Urlaub mit Kindern machen, ohne Stress und abseits des Massentourismus.

Aber auch anderes ist hier möglich: Die Dänen feiern hier in der „Jugendherberge“ gerne ihre Hochzeit – denn hier ist alles so enorm unkompliziert, was auch schon viele Paare aus aller Welt – die den Papierkrieg in ihrem Heimatland statt hatten – dazu bewogen hat, hier zu heiraten. Weil preiswerter als ein richtiges Hotel wird das Danhostel auch für Feiern von Großfamilien und Familientreffen genutzt. Dieses ‚Herbergshotel’ ist ein kleiner Geheimtipp für Familien. Adr. Danhostel Sonderborg Vollerup Vandrerhjem, Mommarkwej 17, DK 6400 Sonderborg; Email: vollerup@c.dk; Tel. 0045-74423990

  Link zum Danhostel Vollerup

  Bilder vom Erlebnispark

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