FÜSSEN „Zaubermarkt ohne Zauberkraft?“ – unter
dieses Motto stellte Moderator Jürgen Kagelmann eine Podiumsdiskussion.
Sie fand anlässlich des Frühjahrstreffens der Wellness-Hotels-Deutschland
(W-H-D) im Festspielhaus Neuschwanstein statt. Teilnehmer waren die Wellness-Expertin
Maria Pütz-Willems, Mark Richter, Bereichsleiter Gesundheit, Wellness
& Spa bei der Arkona Reisen GmbH, Alfons Schnieder, Eigentümer
des Landhotels Jammertal im Münsterland und Jörg Hidding, Inhaber
der Unternehmensberatung Aktiv Consult, die Kliniken, Ärzte und Hersteller
berät.
Einleitend präsentierte Jürgen Kagelmann, Dozent für Markt-
und Organisationspsychologie an der Ludwig-Maximilians-Universität
München, die wichtigsten Ergebnisse seiner aktuellen Wellness-Studie.
Demnach sind Erholung und Entspannung Hauptmotive der Gäste für
einen Aufenthalt. Die Gesundheitsvorsorge folge weit abgeschlagen auf
Platz fünf, sagte Kagelmann.
Dennoch stellten die Gesprächspartner fest, dass sich Wellness in
Zukunft mehr in Richtung Gesundheitsvorsorge bewegen werde. Maria Pütz-Willems
merkte zwar kritisch an, dass die Angebote von Medical Spas heute oft
reine Marketingmaßnahmen seien, doch Jörg Hidding beobachtet
den „lernenden Kunden“, der sich mit seiner Gesundheit aktiv
auseinander setze. Mark Richter verwies dazu auf die sinkenden Leistungen
der Krankenkassen und die steigende Lebensarbeitszeit. Hidding sagte in
diesem Zusammenhang, dass es nicht ausreiche, eine Arztpraxis ins Hotel
zu holen. „Medizin und Wellness müssen eine Symbiose eingehen“,
so der Betriebswirt, beispielsweise hautärztliche Versorgung in Kombination
mit Thalassotherapie.
Der mit solchen Angeboten einhergehende Aufwand wurde vom Publikum kritisch
beurteilt, bis hin zur Befürchtung, ohne ärztliche Begleitung
würden Wellness-Angebote in Zukunft nicht mehr akzeptiert werden.
Auch wurden angesichts der eher bodenständigen Gästewünsche
– Stichwort Nordic Walking – Zweifel an den genannten Zukunftsperspektiven
laut. Privathoteliers treibt auch die Sorge um, gegen die Konkurrenz großer
Konzerne nicht bestehen zu können. Einhellig betonten die Referenten
daraufhin die Bedeutung von Kooperationen und Marken wie beispielsweise
W-H-D. Angesprochen wurde auch die wachsende Konkurrenz aus den osteuropäischen
Ländern. Ein weiteres Thema waren neue Zielgruppen, wobei insbesondere
die Zunahme des Anteils männlicher Gäste und die wachsende Bedeutung
homosexueller Gäste thematisiert wurde. Auch Gruppenangebote und
Day Spas werden zunehmend nachgefragt. Kontrovers diskutiert wurde die
Notwendigkeit einer TÜV-Zertifizierung.
In der Abschlussrunde erklärten die Teilnehmer, wie sie die Zukunft
sehen. Vor unbedachten Investitionen warnte Alfons Schnieder angesichts
der wachsenden Verarmung. Mark Richter sieht in der Schärfung des
individuellen Profils gute Zukunftschancen. Jörg Hidding betonte
unter anderem die Bedeutung von Firmenkunden und -Partnerschaften, Maria
Pütz-Willems erwartet die zunehmende Überlappung von Klinik-
und Day-Spa-Angeboten und empfiehlt, den Fokus auch auf weniger gut betuchte
Kunden zu richten. Jürgen Kagelmann hob die wachsende Bedeutung der
emotionalen Komponente hervor: „Das Aufgehobensein in einer Zeit
zunehmender Vereinsamung.“ Hierin sieht Kagelmann auch eine Chance
für kleinere Hotelbetriebe.
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