Reiseprognose 2005

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Die deutschen Reiseexperten schätzen weiter : Die Türkei und Deutschland werden im Jahr 2005 zu den beliebtesten Reisezielen zählen. Besonders eindrucksvoll ist der im Vergleich zum letzten Jahr eingetretene Imagegewinn der Türkei. Wenn es überhaupt einen Spitzenkandidaten für das Reisegeschäft 2005 gibt, dann die Türkei. Dahinter könnte sich die Vorstellung verbergen, dass unter den "exotischen" Ländern die Türkei dasjenige ist, das uns noch relativ am vertrautesten ist; dass es sich um einen "freundlichen" Islamstaat handelt, und dass hier noch ein ausgezeichnetes Preis-Leistungs-Verhältnis anzutreffen ist. Deutschland war übrigens im letzten Jahr an Platz ein, wird aber für die Zukunft nicht mehr so stark ge-sehen - was wir eindeutig auf das schlechtere Preis-Leistungs-Verhältnis zurückführen.

Weiter wurden, wenn auch mit Abstand genannt: Spanien, Kroatien, Bulgarien und China.

Nach den Städten und Regionen befragt, nimmt interessanterweise die Wüstenmetropole Dubai eine Spitzenposition ein. Auf sie entfallen mit 30% fast ein Drittel aller Stimmen. Psychologisch gesehen, ist das plausibel. Der Konsument, der reiselustige Deutsche unterscheidet immer stärker zwischen freundlichem und aggressivem Islam (wer zu der letzteren Gruppe gehört, muss nicht weiter ausgeführt werden); und die VAE-Araber gelten, auch wegen enormer touristischer Anstrengungen und international hochge-rühmter Sehenswürdigkeiten (das ultimative Luxushotel Burj al Arab, die größte Ski-indoor-Halle der Welt im Rahmen des zukünftigen "Dubailand"-Riesenfreizeitparks, die künstliche Grosssinsel The Palm, das gerade bebaute Unterwasserhotel "Hydropolis") als momentanes Kultreiseziel.

Das übergroße Interesse an Dubai könnte auch noch anders zu erklären sein: der mittlerweile reiseerfah-rene Tourist ist kaum noch durch irgendwelche Neuigkeiten "hervorzulocken": Dubai ist eines der ganz wenigen Ziele mit atemberaubenden Novitäten, das gerade deswegen Begehrlichkeiten auf sich zieht. Was man auch daran sehen kann: dieses Reiseziel könnte typischerweise eines sein, das in Buchform auch und gerade Nichtreisende lockt. !

Weiter häufiggenannte Städte sind übrigens Berlin, Rom und Palma..

Italien: ein Problemfall?
Eine rückläufige Nachfrage wird im kommenden Jahr nach Einschätzungen der Reiseexperten in erster Linie der Urlaubsklassiker Italien verbuchen. Die negative Einschätzung Italiens ist überaus bemerkenswert: mit 17 % steht das traditionelle Sehnsuchtsland der Deutschen auf der Liste der Problemländer heu-er auf Platz eins - und zwar mit weitem Abstand, leider. Erstens, glauben wir, ist das ein "ökonomisches" Problem: Viele Experten kritisieren das problematische Preis-Leistungs-Verhältnis in Italien. Vor allem verglichen mit der starken Konkurrenz Türkei scheint Italien in der Preiswahrnehmung nicht gut dazuste-hen. Zweitens erfüllt Italien "psychologisch" nicht die Erwartungen. Gerade die beliebtesten Urlaubslän-der stehen in Zeiten angespannter Politik und Wirtschaft unter einem hohen Erwartungsdruck. Der Ur-lauber will das Gefühl haben, dass sich die Länder "um ihn reissen", dass nicht nur "abkassiert" wird; er scheint, im Gegensatz etwa zu Wahrnehmung von Österreich und Spanien, weniger den Eindruck zu haben, dass sich der italienische Tourismus um die Deutschen sehr bemüht. Drittens gibt es noch die "politische" Seite des Problems: Tourismus kann nur in einem Land existieren und aufblühen, das eindeuti-ge politische Signale setzt, das berechenbar ist, ohne politische "Überraschungen". Möglicherweise sind von Seiten der italienischen Politikverantwortlichen in den letzten Monaten doch so viele negative Zei-chen ausgegangen, dass vielleicht für einen Teil der potentiellen Besucher Italien nicht mehr so interes-sant, nicht mehr so kalkulierbar ist. Das Problem liegt also auch "oberhalb" des Tourismus. Und da Reise-länder immer austauschbarer geworden sind, können schon kleine Irritationen große Veränderungen im Reiseverhalten auslösen.

Weiter auf der Verliererstrasse: Nicht unerwartet kommt, dass man den islamischen Ländern allgemein keine guten Chancen ausrechnet - in der Liste der Regionen schätzen sie 41% der Expertenstimmen als Verlierer ein, ein ähnliches Ergebnis wie vor einem Jahr, das sicherlich der anhaltenden Terrorgefahr, Kriegsgefahren sowie einer generellen Unsicherheit geschuldet ist. Auch für Nordafrika, die bereits in den letzten Jahren von einer nachlassenden Tourismusnachfrage gebeutelt wurden, gibt es keine positiven Aussichten.

Sowohl bei den "Siegern" als auch bei den "Verlierern" finden sich die USA auf Platz drei der Nennun-gen.. Offenbar gibt es geteilte Meinungen über die Reisezukunft des Landes. Einerseits günstige Kursverhältnisse, was für Shopping gut ist, andererseits sind die USA politisch den Deutschen etwas "suspekt" geworden: Wiederwohl von Bush, starke fundamentalistische Bewegungen, Kriegspräferenz. Welche Seite obsiegen wird, ist fraglich. Wir halten die USA für ein, was die Reiseführerszene anbetrifft, allerdings nicht schlechtes Land: Gerade weil man überlegt, ob man wirklich dorthin fahren kann und will, ist der Kauf von entsprechender Reiselektüre ein wichtiges Mittel, um die Ambivalenz zu überbrücken. Daneben soll nicht vergessen werden: USA ist nicht USA: Häufig wird eine Destination angeführt, der man ein überdurch-schnittliches Potential zubilligt, und das ist New York: Eines der wichtigen Kult-Reisezielen, das gerade Buchhändler stark beachten sollten.

Übrigens wird auch Spanien etwas ambivalent gesehen, und sowohl bei den potentiellen Gewinnern als auch Verlierern genannt. Daneben hält man in bezug auf Griechenland und Ägypten eine rückläufige Nachfrage für möglich.

Was zieht die Touristen eigentlich an? Komischerweise wird selten danach gefragt, weshalb Menschen in bestimmte Regionen fahren. Wir fanden heraus: 36% der Experten nennen die (zu) stolzen Preisen der Anbieter. Naheliegend ist hier eine unmit-telbare Verbindung zwischen dem hohen Preis, den Urlauber zahlen müssen und der aktuellen Wirt-schaftslage, welche sich auf die Kaufkraft des Bundesbürgers negativ auswirken kann. Ein zweiter Punkt ( 30% ) der Nennungen, ist die allgemein verbreitete Unsicherheit z.B. die Angst vor Terrorismus. 6% der Experten sind der Meinung, dass mangelnde Serviceleistung und ungenügende Qualität Ursachen für eine rückläufige Nachfrage sind. Als kundenunfreundlich werden des Weiteren von den Experten angesehen: erschwerte Einreisebedingungen, schlechtes Image sowie mangelnde touristische Infrastruktur.

Und die Reisearten?: Natürlich Wellness:
Bei den Urlaubreisesarten wird Wellness immer gefragter. Über die letzten Jahre nahm der Anteil der Pro-Wellness-Schätzungen immer mehr zu, für den Verwöhn-/Schönheitsurlaub gab es diesmal fast ein Fünftel aller Nennungen. Tendenz also: stark steigend. Ohnehin werden Aktivurlaub, Erholung, Entspannung sowie Aussehen und Körper ganz groß geschrieben. Bei den Urlaubsmotiven bestimmen die entsprechenden Kategorien insgesamt 42 % aller Stimmen. Warum Wellness? Dieses Konzept ist so all-gemein, dass sich viele Anbieter und viele Nachfrager darunter flüchten können: Latente oder manifeste Motive nach Gesundheit oder Wohlergehen, nach Verwöhntwerden oder Fitness, nach exotischen Heil-verfahren oder praktischer Gesundheitsfürsorge: alles fällt unter Wellness. Jeder kann sich damit identifi-zieren. Wellness - der große gemeinsame Nenner - löst das ab, was früher als "Erholung" verstanden und nachgefragt wurde. Die Reisebuchverlage haben sich interessanterweise auf diesen Trend noch nicht ein-gerichtet. Im Gegensatz etwa zu Golfreisen o.a. gibt es kaum Wellness-Reisebücher. Hier hat man den idealen Einstieg bisher noch nicht gefunden - aber das wird nicht mehr lange auf sich warten lassen.

Nikolas Albrecht von Anta karana Reisen aus Braitbrunn: "Wellness-Urlaub wird expandieren. Es wird sich eine Schere auftun zwischen selbst organisierten Reisen und Billigreisen für die arme Schicht und teuren Reisen wie Wellness, Fernreisen und Schiffsreisen für die reiche Schicht."

Für den Buchhandel sicher nicht uninteressant, dass sich auf Platz zwei Städtereisen behaupten. 18% setzen damit auf eine Reiseart. Dieses Segment sollte beim Reiseführerangebot stark beachtet werden, auch deswegen, weil sich Kurzreisen (wie die einschlägigen repräsentativen Reiseerhebungen klar machen) weiter stark nachgefragt werden. Auf dem dritten Rang befindet sich der Aktivurlaub (Wandern, Fahrradurlaub, Bergstei-gen usf.). Ein Experte dazu:"Ich glaube, dass, wegen der schwachen Konjunktur in Deutschland, der aus-schlaggebende Faktor für den Urlaubsort und die Urlaubsform über den Preis gehen wird. Dabei werden Wellness und Aktivurlaub, durchsetzt von erholsamen Kurzurlauben oder erlebnisreichen Städtereisen, die klassischen Strandferien ablösen." Im hinteren Mittelfeld liegt der Urlaubstraum von Sonne und Strand. Ihn wird es weiter geben, aber er gilt zunehmend als uninteressant.


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